Hochtourenwoche l’A Neuve – Saleina – Trient

Detailinformationen

Datum: Mo, 07. Aug. 2023
Aktivität: Hochtour
Schwierigkeit: ZS
Leitung: Flurin Burkard
Tourauschreibung:
Hochtourenwoche l'A Neuve - Saleina - Trient

Hochtourenwoche l’A Neuve – Saleina – Trient

Tourenbericht

Montag, 7. August 2023

Heute starten wir, Claudia, Regula, Markus, Renè und Judith mit unserem Bergführer Thom Bossart zur diesjährigen August Sommertourenwoche.

Markus und Judith reisen vom Freiamt mit dem Zug nach Lausanne, wo sie Regula und Claudia treffen. Weiter geht die Fahrt über Martigny nach Orsières. In Orsières treffen wir Thom und Renè. Gemeinsam fahren wir mit dem Postauto nach la Fouly.

Hier beginnt unser Aufstieg auf die Cabane de la Neuve. Um 15.00 erreichen wir die Hütte. Alles ist noch gleich wie vor 11 Jahren, selbst die Kuchenauswahl ist immer noch gross. Die Hüttenwartin Martine gibt uns klar durch welche Regeln bei ihr gelten. Wir halten uns an die Regeln und so geniessen wir einen gemütlichen ersten Abend.

 

Dienstag, 8. August 2023

Heute steht der Grand Darrey, 3514 müM (ZS+, 4c) auf unserem Programm. Von der Cabane de l’A Neuve folgt man zunächst leicht absteigend der Wasserleitung. Thom hat am Vortag das Moränenschuttgelände erkundet und somit konnten wir am Morgen seinem Wissen und seinen Spuren über Moräne, Geröll und Firn folgen.

Circa 50 m unterhalb des Col des Essettes, 3108 m wird das Schneecouloir steil, und wir stiegen von dort in Zweierseilschaften und mit Steigeisen bis zum Col.

Nun ging es über einen ersten Aufschwung und dann über schneebedeckte rutschige Felsen bis zum eigentlichen Einstieg. Der folgende Riss (Schlüsselstelle) forderte uns alle. Die  Klettermeter danach waren nicht schwierig aber durch den Neuschnee anspruchsvoll.

Nach der Abkletter-und Abseilstelle auf einen Zwischenboden zeigte die weitere Route mehr Schnee als erhofft. Für die Kletterei bis zum Gipfel und den Rückweg hätten wir zu viel Zeit gebraucht und entschlossen uns daher zur Umkehr.

Auf dem Rückweg konnten wir einige Male abseilen und erreichten zufrieden und heil die Hütte am frühen Nachmittag.

 

 

Mittwoch, 9. August 2023

Nach der zweiten Nacht in der romantischen Cabane a la Neuve starten wir gegen 6.15h bei Tageslicht wiederum mit dem Aufstieg in den Col des Essettes, aber auf leicht angepasster Route und holen so die früher gestartete Gruppe unterwegs ein. Mit den Steigeisen an den Schuhen geniessen wir oben die ersten Sonnenstrahlen und machen uns auf den Weg zum Col de Crête Sèche Superieur mit kurzem Seilabstand.

Am Superieur angelangt zeigt sich, dass der direkte Übergang auf den Glacier des Planereuses durch die Schuttrinne gefährlich ist, so dass wir nun ohne Steigeisen dem markierten Umweg über den Col de Crête Sèche (ohne „Superieur“) folgen, welcher an heiklen Stellen mit Ketten ausgerüstet ist. Mitten in den schmelzenden Resten des Glacier des Planereuses machen wir eine kurze Pause und diskutieren den weiteren Weg in die Cabane Saleinaz. Zur Wahl stehen der Normalweg über den Col des Planereuses eventuell mit anschliessender Besteigung des Gipfels Grande Pointe des Planereuses oder der Vorschlag unseres Bergführers Thom Bossert einen Direktaufstieg auf den Gipfel durch die Südwest-Seite. Wir wählen seinen Vorschlag und gelangen mit erstaunlich wenig Aufwand, mit einigen Kraxelstellen auf die Grande Pointe des Planereuses 3151m.

Bei Sonnenschein, einigen Wolken und zeitweise kräftigem Wind geniessen wir den Ausblick auf die umliegenden Gipfel (ca 11.10h).

Es folgt der Abstieg in die Cabane de Saleinaz, gemäss SAC Tourenportal ein T5. Beim Blick in die bröcklige, steile Nordwest-Flanke scheint diese Bewertung ziemlich verharmlosend. Keine Zeichen, keine Markierkung, kein Steinmännchen. Am kurzen Seil klettern wir ca 250m über den festen Grat und tauchen dann vorsichtig in den nördlichen Schuttteil der Pointe des Planereuses ein – immer dicht zusammen, mehr rutschend als gehend, ständig auf der Suche nach einem festen Halt (oft erfolglos). Unten auf dem Gratausläufer auf ca 2970m  wählen wir den Abstieg nach Westen, finden dann im nun wieder flacherem Gelände noch einen Schneeresten zum Abrutschen und gelangen so zurück auf den Normalweg zwischen dem Col des Planereuses und der Cabane Saleinaz. Nach einer kurzen Pause und weiteren 45 Minuten durch Blöcke und Geröll  erreichen wir um 14.00h die moderne Cabane  de Saleinaz und verbringen als einzige übernachtende Gäste einen schönen Aufenthalt mit toller Aussicht und feinem Essen. Verwöhnt werden wir durch zwei Pensionäre des SAC Neuchâtel, welche diese Woche als Hüttenwarte amten.

 

Donnerstag, 10. August 2023

Die Königsetappe: Um 5.15 mit Stirnlampen zogen wir mit dem Gedanken los: ob diese Tour heute möglich ist, wie sie geplant wurde, oder müssen wir die langweilige Alternative nehmen, falls der Bergschrund es nicht zulässt.

Zuerst über sehr loses Gestein die Moräne hinunter steigen. Tom hatte am Vortag wohlweislich überall Steinmännchen gesetzt. Hier möchte niemand ausrutschen. Tom meint: «Zum Glück ist es noch so dunkel, so könnt ihr nicht sehen, wie ausgesetzt der Weg ist.» Auf dem Glacier de Saleinaz angekommen wird es langsam hell und wir «eiern» über den flachen Gletscher bis er sich bei 2750m.ü.M. aufbäumt und wir die Steigeisen montieren. Wir laufen Richtung Fenetre de Saleinaz. Jetzt wird es auf 3200m.ü.M. spannend. Tom hat vor Jahren hier mal Bohrhacken eingerichtet und kennt diesen Felsen sehr gut. Der Übergang vom Gletscher zum Felsen ist mit einem beherzten grossen Schritt zu meistern. Zum Glück sichert uns Tom diese erste Seillänge. Drei Seillängen darauf kommen wir beim Fenetre de Saleinaz an, wo uns Tom auf den Gletscher «Plateau du Trient» abseilt. Wir schauen Richtung Petit Fourche und sehen einen riesigen durchgehenden Bergschrund. Wie kommen wir hoch, oder besser überhaupt hoch? Doch wer Tom kennt, weiss, dass er eine Lösung findet. Der Höhepunkt der ganzen Tour: Eisklettern. Tom baut eine grosse Sanduhr im Eis und setzt Eisschraube um Eischraube, so gefühlte 7 Seillängen klettern wir mit Pickel und Steigeisen hoch. Noch etwas klettern im Felsen im 3. Grad mit Steigeisen und wir geniessen auf dem Gipfel die herrliche Aussicht. Nach dem Abstieg dürfen wir uns über den Bergschrund abseilen. Ein riesen schönes Erlebnis. So etwas hat niemand erwartet. Siehe Fotos, das kann man nicht beschreiben. Gemütlich laufen wir dann über den weitläufigen Gletscher bis zur Cabane du Trient. Eine schönes Begrüssung, nach einer 10 Stündigen Tour, erwarten dort unsere Männer. Sie dürfen mithelfen das Gerüst, der soeben umgebauten Hütte abzubauen. Danach geniessen wir ein Plättchen und sind immer noch «geflasht» von den Eindrücken.

 

Freitag, 10. August 2023

Die Anstrengungen der letzten Tage in den Knochen spürend, stehen wir kurz vor 6 Uhr auf, um am 06:40 den Abstieg über den Hüttenweg anzutreten. Auf dem Weg vorbei an der Cabanne d’Orny sehen wir noch Murmeltiere und ein Schneehuhn. Mit zügigem Marsch treffen wir nach 2 ½ Stunden in La Breya ein, wo wir sogar noch Zeit finden uns im kleinen Restaurant zu stärken, bevor es mit dem Sessellift nach Champex hinunter geht. Pünktlich um 10:13 fahren wir mit dem Postauto nach Orsieres. Dort trennen sich bereits die ersten Teilnehmer. Die Mehrheit fährt mit Thom im Auto zurück ins Freiamt.

Eine wunderschöne, ereignisreiche, vom Wetterglück gesegnete Tourenwoche geht zu Ende. Ich bedanke mich herzliche bei unserem Bergführer Thom und Kusi unserem Tourenleiter.

 


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