Im Ortler Gebiet hat es diesen Winter sehr wenig Niederschlag gegeben und dadurch sind die Gletscher schlecht eingeschneit. Es besteht die grosse Gefahr von Spalteneinbrüchen. Ignaz Brunner unser Bergführer hat aus Sicherheitsgründen die Skidurchquerung Ortler Gruppe abgesagt und dafür eine Gegend gesucht, wo es am meisten und guten Schnee hat. Das Berneroberland ist geeignet für uns. Wo hat es noch Platz in den Hütten? Ignaz kann in der Bächlitalhüttte und Gaulihütte für uns von Montag bis Donnerstag reservieren. Ach je am Montag ist ganz schlechtes Wetter vorhergesagt und Ignaz kann zum Glück alles um einen Tag verschieben.
Dienstag 26. April Im Freiamt ist der Himmel bedeckt mit einzelnen zum Teil heftigen Niederschlägen. Mit vollem Datendrang fahren wir mit den Autos zum ersten Treffpunkt, auf den Parkplatz am Dorfeingang von Meiringen. Hier treffen sich alle 10 Teilnehmer/innen, Ignaz unser Bergführer, Judith, Regula, Edith, Claudia, Hildegard, Flurin, Patrick, Andi und René. Ein Auto wird hier parkiert und mit drei Autos geht’s weiter bis zur Staumauer vom Räterichsboden Stausee 1’769 m. Ab hier ist der Pass gesperrt. Es hat Nebel und es regnet leicht. Die Ski schultern und wir marschieren über die Staumauer. Wenige Meter nach der Staumauer können wir auf die Ski stehen und der Nieselregen wechselt auf leichten Schneefall und so führt uns Ignaz zuerst dem Bächlisbach entlang bergauf in die Hochebene vom Bächlisboden und im Schlussaufstieg zur Bächlitalhütte 2’328 m, wo wir erwartet werden. Nach einem guten Nachtessen ist schnell Nachtruhe, denn morgen soll ein Wolkenloser Tag werden.
Mittwoch 27. April Morgens um fünf Uhr ist Tagwacht. Nach dem geniessen des Morgenessens können wir bei bestem Wetter direkt bei der Hütte auf die Ski stehen. Zuerst gibt’s auf dem hart gefrorenen Schnee eine kurze Abfahrt hinunter zum Bächlisboden. Wir steigen hoch und auf dem Bächligletscher wird angeseilt. In zwei Dreier- und einer Viererseilschaft steigen wir hoch Richtung Oberi Bächlilicke 3’073 m. Am Gletscherende werden die Ski auf den Rucksack geschnallt. Die Felspartie zum Passübergang können wir über die Stahlleiter erreichen. Hinunter in den Gaulikessel zum Hiendertelltigletscher müssen wir den Ketten entlang die Felspartie hinunter absteigen. Juhui, hier im Schattenhang ist herrlicher Pulverschnee wo wir unsere Spuren hinterlassen. An der Sonne wird der Schnee hinunter zum Gaulisee 2’140 m schwerer und leicht gedeckelt. Der See ist noch mit einer dicken Eisdecke bedeckt und so sind wir schnell auf der anderen Seeseite. Die Felle wieder auf die Ski für die ca. 80 Hm Aufstieg. Felle weg und im schweren Schnee geht’s ca. 200 Hm verschiedene Runse runter. Die Felle wieder auf die Ski geklebt und steil geht’s im Zick-Zack bergauf zur Gaulihütte 2’204 m, wo wir freundlich empfangen wurden. Im «alte Hiltli» aus dem Jahr 1895, das unter Heimatschutz steht, erhalten wir unsere Schlafplätze. Wir geniessen die Sonne vor der halb belegten Hütte. Nach dem guten Nachtessen geht’s in die liegenden Güter, denn morgen ist wieder um fünf Uhr Tagwacht.
Donnerstag 28. April Wolkenloser Sternenklare Nacht und um fünf Uhr sind alle wieder am Morgenessen. Neben der Hütte 2’204 m können wir wieder auf die Ski stehen, wenige Höhenmeter abfahren und schon geht’s mit einigen Spitzkehren die Chammliegg hoch bis 2’600 m. Die Felle sind im Rucksack und wir fahren ca. 100 Hm auf hart gefrorenen Schnee runter auf den Gletscher. Die Felle wieder auf die Ski, anseilen in zwei Dreier- und einer Viererseilschaft. Ignaz führt die Kolone an und es geht den Gauligletscher hoch bis zum Skidepot und noch ca. 15 Hm zu Fuss auf den schön weissen Gipfel vom Ankenbälli 3’601 m. Wir geniessen die super Fernsicht. Der Schnee ist viel besser als erwartet und wir hinterlassen unsere schönen Spuren bis zum Gletscherrand. Die Felle wieder auf die Ski, beim Denkmal des Dokata Absturzes vom 19.11.1946 vorbei zum höchsten Punkt der Chammliegg. Die Felle wieder in den Rucksack und Ignaz führt uns von einer zur andern Geländekammer mit zum Teil steilen kurzen engen Abfahrten bis kurz vor die Hütte. Noch wenige Schritte bergauf und wir stehen wieder vor der (heute) vollbesetzten Gaulihütte. Der Durst ist gelöscht. Diskutierend und schwärmend von der heutigen Tour, warten wir auf das gute Nachtessen (Gemüsesuppe, Polenta mit Gschnetzletem, Kuchenstück). Mit diesen vielen Hüttengästen wird diese Nacht sicher etwas unruhiger als letzte Nacht.
Auf der Chammliegg ist das Denkmal und einen der beiden Propeller der am 19. Nov. 1946 auf dem Gauligletscher in der Höhe von 3’350 m abgestürzten (gestrandeten) Amerikanischen Dakota (Militärische Ausführung der legendären DC3). Der Propeller hat der Gletscher im Jahr 2018, nach 72 Jahren wieder freigegeben. Im Flugzeug waren 12 Personen (Hohe Amerikanische Offiziere mit Angehörigen) und alle überlebten. Bei der harten Landung gab es Verletzte. Die Maschine wurde mit Flugzeugen in den Französischen Alpen gesucht, denn es gab noch keine genauen Ortungen. Der Vater des Unglückspiloten, hat per Zufall nach zwei Tagen suchen die Unglücksmaschine gesichtet. Schweizer Bergsoldaten sind von der Rosenlaui mit Ski nach 13 Std. Aufstieg bei der Maschine eingetroffen. Mit zwei Fieseler Storch Flugzeugen an denen Holzkufen montiert wurden, sind mit neun Flügen alle 12 Personen, davon einer schwer verletzt nach Meiringen geflogen worden. Das ist die Geburtsstunde der 1952 gegründeten Schweizerischen Rettungsflugwacht = REGA.
Freitag 29. April Ab halb vier ist in der Hütte Stimmung. Wir stehen um fünf Uhr auf und können unser Morgenessen in Ruhe geniessen. Anschliessend geht’s auf gleicher Route wie gestern über die Chammliegg zum Gletscher. Heute steigen wir in der Nähe des rechten Gletscherrandes vom Gauligletscher hoch bis 2’940 m. Zweigen nach rechts ab und auf gut griffiger harter bestehenden Spur kommen wir gut bergauf zum Gipfel des Ränferhorns 3’255 m. Nach dem bestaunen der Fernsicht und dem kurzen Picknick folgt die Lange zum Teil steile Abfahrt den Rosenlauigletschers runter. Ignaz findet eine super Linienführung so dass wir die vielen grossen Abbrüche und Spalten nur von genügend Entfernung sehen. In der Nähe des Rosenlauwibiwaks unterhalb der Abbrüche zweigt Ignaz links ab und in der Nähe der Wellhorn Felswänden vorbei Talwärts, bis wir kein Schnee mehr finden. Beim Verschnaufen wird das Picknick genossen, bevor wir noch ca. 200 Hm mit aufgebundenen Ski den Dossenhüttenweg hinunter zum Hotel Rosenlaui unter die Füsse nehmen. Wir haben Glück und können vor dem noch geschlossenen Hotel Rosenlaui mit einem kühlen Getränk den Durst löschen, bevor uns das Taxi abholt und uns nach Meiringen bringt. Mit dem parkierten Auto werden die Fahrer zum Räterichsboden geführt um die Autos zu holen. In Meiringen verabschieden wir uns und alle fahren frohgelaunt nach der schönen Viertagesskitour Richtung Heimat.
Ignaz: Super hast Du uns vier unvergessliche Skitourentage ermöglicht. Für die meisten war es bis vor diesen Tagen ob Sommer oder Winter eine unbekannte Gegend.
An alle Teilnehmenden: In so guter Gesellschaft vier Skitourentage zu erleben ist super. Diese Tage werden wir nicht vergessen und sicher einige Male davon Träumen und schwärmen.
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